Es weht ein frischer Wind in der Schulbehörde Aadorf. Jasmin Frei tritt zurück und nun sucht man nach einem Nachfolger. Der 22 Jahren junge Enrique Castelar stellt sich nun zur Wahl.
Er ist Co-Präsident der Jungfreisinnigen TG und setzt sich politisch für Freiheit, Objektivität, Nachhaltigkeit, Fortschritt und Wettbewerb ein. Um ihn besser kennen zu lernen habe ich ihn getroffen und ihm einige Fragen gestellt.
Odin Altwegg: Enrique, was ist deine Motivation das du in die Schulbehörde möchtest. Hat das etwas mit deiner Schulzeit zu tun?
Enrique Castelar: Es gibt viele Gründe für meinen Entscheid. Mitunter spielen die Erfahrungen aus meiner eigenen Schulzeit eine Rolle. Ich wuchs aber in Weinfelden auf. Dochals ich hier 2020 in die RPK (Rechnungsprüfungskommission) gewählt wurde, habe ich einen sehr guten Einblick in die Volksschule Aadorf und ihre Schwächen und Stärken erhalten. Auch konnte ich einige Parallelen zu meiner Schulzeit ziehen. Z.B., dass man über Entscheidungen zu wenig informierte. Und ich denke, dass ich als Junger recht viel Flexibilität und frischen Wind einbringen kann.
O.A: Vor einigen Jahren hat die Aadorfer Schulbehörde über die Kantonsgrenzen hinaus für negative Schlagzeilen gesorgt. Schreckt sie das nicht ab?
E.C. Nein. Ich bin eine optimistische Person. Doch für solche Situationen muss ein lückenloses Krisenmanagement bestehen.
O.A. Wenn du dir ein Resort aussuchen könntest, welches wäre es und warum?
E.C. Wie ich bereits den Wiler Nachrichten mitgeteilt habe, ist das
Ressort Familie einer der Gründe für meine Kandidatur. Ich bin vor einigen Jahren zugezogen und ich möchte mich einfach mehr in Aadorf einbringen und etwas zurückgeben. Mir gefallen die Leute und ich verstehe mich super mit ihnen. Im Ressort Familie werde ich eng mit den Jugendlichen und den Eltern zusammenarbeiten und dies bereitet mir Freude. Auch die Projekte im Resort Familie sind mitunter die spannendsten. Speziell im Bereich der Chancengleichheit, Flexibilität und ausserschulischen Betreuung.
O.A. Welches Ressort würde dir am wenigsten liegen?
E.C. Das ist eine schwierige Frage. Meiner Meinung nach funktioniert die Behörde immer auch als ein Ganzes. Also ich denke nicht, dass es etwas gibt, dass man per se nicht machen kann. Ich denke aber, dass das Präsidium die anspruchsvollste Tätigkeit darstellt.
O.A. Wie viel hast du während deiner eigenen Schulzeit von der Schulbehörde überhaupt mitbekommen?
E.C. Von der Schulbehörde habe ich leider zu wenig mitbekommen. Man hat uns zu wenig involviert oder informiert. Wenn Entscheidungen gefällt wurden, konnte unsere
Schulleitung oft nur sagen: «Es tut uns leid, dass kommt von der Schulbehörde.». Eine transparente Kommunikation innerhalb der Behörde und nach Aussen finde ich daher sehr wichtig. Viele gute Ideen kommen oft auch von den Schülern selbst und diese muss die Schulbehörde hören.Eine generationsübergreifende Mitwirkung erlaubt es allen, ihre Fähigkeiten für die Schule einzusetzen. Da gibt es noch viel Potential und da sehe ich auch einige Chancen.
O.A. Jetzt noch einige Fragen zu dir als Person. Hast du neben deiner Ausbildung und dem Politischen Engagement überhaupt noch Zeit für Hobbys und Freizeit?
E.C. Ich sage immer, die einen haben als Hobby Fussballspielen, die anderen Tanzen oder Malen und ich habe die Politik. Es ist meine Leidenschaft und ich brenne dafür. Aber Freitagabend gehe ich natürlich auch gerne mit meinen Freunden aus.
O.A. Wo kann man dich am Freitag oder Samstagabend denn am häufigsten antreffen?
E.C. Das ist sehr unterschiedlich. Ich arbeite in Zürich, habe noch Bekannte aus Weinfelden und Kollegen aus der Region Münchwilen. Ich bin daher immer wieder wo Anders anzutreffen.
O.A. Welcher Mensch kommt dir in den Sinn, wenn du das Wort erfolgreich hörst?
E.C. Da kommt mir Elon Musk in den Sinn. Ein Visionär, ein Entrepreneur und er ist eine erfolgreiche Person.
O.A. Was würdest du deinem Jüngeren Selbst empfehlen?
E.C. Das ist eine gute Frage. Ich bin ja noch nicht so alt. Ich würde ihm aber sicher empfehlen, dass er mehr Französischlernt. Auf dem Gebiet hat er leider teilweise versagt. Es hätte aber später vieles einfacher gemacht, denn wir leben in einer Schweiz mit drei Landessprachen. In der Politik und in der Berufswelt spürt man dies sehr.
O.A. Wem in deinem Leben wärst du lieber nie begegnet?
E.C. Ich weiss gar nicht, ob ich schonmal jemandem begegnet bin, mit dem ich so schlechte Erfahrungen gemacht habe, dass ich ihm nie wieder begegnen möchte. Es gibt Leute, mit denen habe ich mich weniger gut verstanden, aber auch das ist ein Teil vom Leben.
O.A. Was ist die beste Entscheidung in deinem Leben?
E.C. Die beste Entscheidung in meinem Leben war das Austauschjahr in Amerika. Ich habe ein Austauschjahr in den USA gemacht als ich 17 Jahre alt war. Das war die beste Erfahrung. Ich komme aus einer Familie, in der man nicht viel über Politik diskutiert. Doch meine Gastfamilie in der USA war sehr politisch. Meine Gastmutter war Demokratin und mein Gastvater war Republikaner. So war auch immer was los am Esstisch. Diese Diskussionen waren meine ersten Kontaktpunkte mit der Politik und haben mich inspiriert, selbst Fuss in der Politik zu fassen.
O.A. Wo siehst du dich in 10 Jahren?
E.C. In 10 Jahren? Die aktuelle Situation ist recht volatil deshalb ist es schwierig abzuschätzen, wo wir als Gesellschaft in 10 Jahren stehen werden. Ich wünsche mir, dass ich mir in 10 Jahren ein eigenes Häuschen oder eine schöne Wohnung mit Garten leisten kann und vielleicht auch über dieFamilienplanung nachdenken darf.
O.A. Wenn du jetzt 10’000Fr. erhalten würdest und 12 Stunden, um es auszugeben, was würdest du mit dem Geld machen?
E.C. Ich würde das Geld in Aktien anlegen. Heute haben wir ein marodes Rentensystem, in welchem zwei Nasen Eine bezahlen. Da müssen wir uns als Junge gut überlegen, wie viel Geld wir heute ausgeben und wieviel wir für unser eigenes Alter ansparen.
O.A. Gibt es abschliessend etwas was du den Lesern noch mitteilen möchtest?
E.C Ich nehme an es sind tendenziell jüngere Leser?
O.A. Ja eher
E.C. Dann möchte ich sagen: Engagiert euch! Natürlich amliebsten für den Freisinn. Aber mir reicht es auch, wenn ihr euch einfach in der Gesellschaft einbringt. Es nimmt weniger Zeit in Anspruch, als man denkt. Man kann sich ja schliesslich aussuchen, wie und wo man sich engagiert. In den nächsten Jahren werden Themen diskutiert, die unsere Zukunft bestimmen. Z.B. der Klimawandel, unser drei Säulensystem, die Krankenkasse und die Digitalisierung. All das betrifft hauptsächlich uns Junge. Dazu kommt ein Berg an Coronaschulden und der Krieg im Osten. Daher müssen wir uns mehr einbringen und uns Gedanken über unsere Zukunft machen. Kurz und bündig: Engagiert euch!
Ich spreche manchmal ein bisschen viel *lacht*.
O.A. Dann habe ich mehr zu schreiben.
Dann danke ich recht herzlich für deine Zeit und die guten Antworten.
E.C. Immer wieder gern.
Ich persönlich finden Enrique Castelar sehr sympathisch und er hat viele Ideen welche ich so als Schüler nur befürworten kann und ich hoffe er kann sie umsetzten.
Er hat mich auch an die Jahresversammlung der Jungfreisinnigen Thurgau eingeladen. Wie so eine Jahresversammlung von statten geht und von meinen Erlebnissen an diesem Abend berichte ich euch nächste Woche.
